Heimat- und Verkehrsverein Kenzingen e.V.
Fahrt nach Schuttern am 2. Juni 2019
Mit ca. 20 Besuchern fuhr der Heimat- und Verkehrsverein nach Schuttern, um dort unter der Führung von Manuel Hugelmann die Kirche und die Reste des ehemaligen Klosters zu besichtigen. Aber vor allem auch um die aus viel früherer Zeit stammenden Relikte einer römischen Straßenstation zu besuchen.
Die Legende: Der irisch-schottische Mönch Offo gründete im Jahre 603 auf den Resten einer ehemaligen Römer-Villa das Kloster Schuttern.
Keine Legende: Im Jahr 1303 überfielen Kenzinger und Endinger Bürger Schuttern, um die Reliquie Offos wegzunehmen. Die Reliquie haben sie zwar nicht gefunden, aber sie zerstörten bei dem Versuch das einzigartige Mosaik über dem Grab. Deshalb sehen wir heute nur noch Teile dieses ältesten nicht-römischen Mosaiks nördlich der Alpen. Sehr schade, aber dennoch absolut sehenswert! Man sieht Kain und Abel, wie sie opfern, Kain Getreide, Abel ein Lamm. Man erkennt, wie Kain Abel erschlägt.
Interessant, wie im Untergrund unter der Kirche die Ausgrabungen aus den 70er Jahren gezeigt werden, man hat die gesamte Bauphase der Schutterner Kirche von 900-1300 n.Chr. an rekonstruiert. Oben ist nur noch die klassizistische Kirche zu sehen. Die wohl sehr schöne barocke Vorgängerkirche wurde 1853 von ihrem eigenen brennenden Turm erschlagen. Was man heute im Kircheninneren sieht stammt hauptsächlich aus der Renovierung der Kirche um 1972.
Die insgesamt 5 Kirchen, welche davor gebaut wurden, fielen alle kriegerischen Auseinandersetzungen von 1200 bis um 1700 zum Opfer.
Umso erwartungsvoller war das damalige Europa, als die beiden Kriegsgegner Frankreich und Österreich die Heirat der 15jährigen Maria Antonia, Tochter Maria Theresias mit dem französischen Thronfolger vereinbarten. Alle grausigen Kriege um Religion und Erbfolge, eben um die Vorherrschaft in Europa, würden der Vergangenheit angehören. Maria Antonia übernachtete in Schuttern zusammen mit ihrem Hofstaat, fuhr dann auf eine herrenlose Rheininsel, wo aus ihr dann Marie Antoinette wurde und fuhr nach Versailles.
Die Französische Revolution kam, Marie Antoinette verlor ihren Kopf und für die Schutterner ging die ganze Chose wieder von vorn los. Die Franzosen kamen über den Rhein und brandschatzten.
Es lohnt unbedingt, Schuttern zu besuchen, auf kleinstem Raum erfährt man viel über die Geschichte des Breisgau und der Ortenau. Wenn man dann noch die nahegelegene römische Straßenstation besucht, dann erweitert sich der geschichtliche Bereich von 200 n.Chr. bis 1806, als das Kloster aufgelöst wurde. Da der badische Staat damals nichts mit den Klostergebäuden anzufangen wusste, wurde das Kloster als Steinbruch genutzt. Deshalb findet man in Schuttern an vielen Stellen alte schön behauene Steine von den ehemaligen Klostergebäuden.
Die römische Straßenstation bei Schuttern
Zum Abschluss lohnt der Besuch des Gasthaus Adler, der ehemaligen Zehntscheuer. Die dort angebotene Offo-Wurst schmeckt sehr lecker.
Text & Fotos: Hans Mall